Zweieinhalb Jahre sind vergangen, seitdem ich, Philine, zuletzt an unserer Schule Losimingori war – eine viel zu lange Zeit. Umso größer war die Vorfreude und Aufregung im Mai endlich wieder nach Tansania fliegen zu können. Diese Reise sollte eine ganz besondere werden, schließlich würde ich zum ersten Mal meinem Freund und zwei guten Freund*innen unseren Schulcampus zeigen, ihnen alle Schüler*innen und unsere Partner*innen vorstellen dürfen. Für alle drei war es das erste Mal in Tansania, das erste Mal in Afrika.
Uns allen war klar, dass uns ein großes Abenteuer bevorstehen würde und wir freuten uns auf unser kommendes Projekt: Foto- und Videomaterial für die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins produzieren.

Am späten Abend landeten wir am Kilimanjaro Airport und ich hatte endlich nach Jahren wieder tansanischen Boden unter den Füßen, diesen vertrauten Duft in der Nase und nach viel zu langer Wartezeit bei den Behörden konnte ich auch Wilson, der bereits auf uns wartete, endlich in die Arme nehmen. Es fühlte sich wie nach Hause kommen an. Dass die folgenden Tage noch viel emotionaler werden würden, ahnte ich nicht.
An dieser Stelle möchte ich jedoch meinen Mitreisenden das Wort übergeben und von ihren ersten Eindrücken und Erfahrungen berichten lassen.
Lucas & Melina: Es begann mit dem frühen Vogel nach Amsterdam – dem sehr frühen Vogel… Um 3 Uhr aufstehen, um 4 Uhr zum Flughafen und um kurz vor 6 Uhr dann ab in die Luft. In Amsterdam angekommen trafen wir eine Stunde später auf unsere wunderbaren Reisebegleiter*innen Philine und Onno. Philine und ich haben uns letztes Jahr auf dem NORDEN – The Nordic Arts Festival in Schleswig kennengelernt, denn dort arbeiteten wir gemeinsam im Media-Team.
11 Uhr – Zeit fürs Boarding. Das Gepäck ist verstaut, der Sitz in eine aufrechte Position gebracht und ab geht der Flieger. 10 Stunden Flugzeit liegen nun vor uns in ein uns noch unbekanntes Land, Tansania. Zeit um uns einmal kurz vorzustellen und zu erzählen, warum wir diese Reise überhaupt auf uns nehmen. Ich bin Lucas, 26 Jahre alt, Kameramann aus Hamburg und neben mir sitzt meine bessere Hälfte, Melina. Philine kam Anfang des Jahres auf mich zu und fragte, ob ich Lust habe einen Dokumentarfilm über die RHSS in Losimingori und die Vereinsarbeit zu drehen. Da brauchte ich nicht lange überlegen und schon standen unsere Reisepläne.
Onno: Wir landeten am Mittwoch Abend am Kilimanjaro Airport, wo uns Wilson mit dem alten Land Rover der Schule abholte. Die erste Nacht verbrachten wir in Arusha, bevor es am Donnerstag Richtung Schule ging. Wir fuhren aus Arusha gen Westen auf einer großen Straße immerzu entlang der Steppe. Irgendwann bogen wir auf einen versteckten und staubigen Pfad ab und fuhren mehrere Kilometer durch eine trockene und staubige Landschaft, bis wir schließlich an der Schule ankamen.Auf dem Schulgelände wartete ein sehr großer und herzlicher Empfang. Alle Schüler*innen und Lehrer*innen warteten bereits auf uns, hielten selbstgemalte Plakate in den Händen und sangen Lieder zur Begrüßung. Wir haben uns sehr gefreut und waren emotional sehr überwältigt. Anfangs kam uns dieser Empfang sehr groß und noch etwas befremdlich vor, weil wir noch keine Berührungspunkte mit der dortigen Situation und der Kultur hatten. Jedoch legte sich diese Fremde sehr schnell.
Bereits am zweiten Tag, als wir am Freitag den Sportunterricht begleiteten und das Eis gebrochen war, wurden wir von Schüler*innen umlagert, die uns besser kennenlernen wollten. Es wurden viele Fragen über das jeweils andere Land, über Fußball und Familie gestellt. Wir haben auch unsere Patenkinder kennengelernten und uns ausgetauscht.

In den kommenden Tagen haben wir die Schüler*innen auch in ihren Klassenzimmern besucht und dem Unterricht zugesehen. Der Unterricht ist anders, als wir ihn hier in Deutschland kennen. Es wird viel Wert auf Schreiben und Auswendiglernen gelegt. Aufgrund der eingeschränkt zur Verfügung stehenden Lehrmittel kennen die Schüler*innen auch kaum mehr, als in den Schulbüchern steht oder sie irgendwo gehört oder gelesen haben. Meiner Meinung nach benötigen die Schüler*innen weiteren Input – beispielsweise durch eine zusätzliche Bücherei oder Computern mit Internetzugang. Ein Projekt, das der Verein Pamoja – Gemeinsam für Tansania e. V. in den kommenden Jahren angehen wird.
Lucas & Melina: Ein sehr besonderes Erlebnis für uns alle war der Einblick in die Kultur und Lebensweise der Massai. Tadei, ein ehemaliger Schüler der RHSS, kehrte nach seinem Abschluss als Volontär zurück nach Losimingori und zeigte uns sein zu Hause nicht unweit vom Schulgelände entfernt. Ein von Sträuchern umringtes Grundstück mit mehreren kleinen Lehmhütten und viele Kühen und Ziegen. Das war für uns eine völlig neue Welt und wir hörten gespannt zu, was Tadei uns zu erzählen hatte.
Im Nachhinein konnten wir zudem noch mit dem Familienoberhaupt, mit Tadeis Vater, ein Interview führen. Es war sehr beeindruckend zu hören, welche Bedeutung die RHSS für die Familien und für die Dorfgemeinschaft hat. Zudem interviewten wir Rose und Wilson und bekamen so einen Vorstellung von der Entstehungsgeschichte und der Entwicklung der Schule. Das tägliche Abendessen mit ihnen und einigen Lehrkräften gab Anlass, um sich weiter auszutauschen und ein paar schöne, familiäre Stunden zu genießen – mal abgesehen von dem leckeren Essen, das für uns zubereitet wurde. Nach all den ereignisreichen Tagen gönnten wir uns oft ein kühles Getränk und beobachteten die atemberaubenden Sonnenuntergänge von der Dachterrasse unserer Unterkunft. Jeden Abend waren wir dankbar, diese Reise erleben zu können. Von der Reise nehmen wir Vieles mit:
Die strahlenden Augen der Schüler*innen, die Gelassenheit und Positivität der dort lebenden Menschen sowie die beeindruckende Geschichte einer Schule, die den Kindern und Jugendlichen Bildung und eine wundervolle Zukunft bietet.







Zuletzt möchte auch ich noch ein paar Zeilen schreiben. Unglaublich, dass nun bereits wieder einige Wochen nach unserer Reise vergangen sind und uns der Alltag voll im Griff hat. Ich kann kaum in Worte fassen, was diese Zeit für mich bedeutet hat und sehne mich so nach diesem unbeschreiblichen Gefühl, welches jedes Mal aufkommt, sobald ich in Losimingori bin. Dort ist mein zweites zu Hause, meine zweite Familie und es erfüllt mich mit Stolz zu sehen, wie viel wir alle gemeinsam in den vergangenen Jahren geschaffen haben. Dass wir bereits zahlreichen Schüler*innen den Weg in eine selbstbestimmte Zukunft ermöglichen konnten und einen Teil dazu beitragen, dass Bildung in Tansania auch in den ländlichen Regionen möglich ist.
Ich freue mich sehr Euch allen in den kommenden Wochen und Monaten weiteres Foto- und Videomaterial von unserer Reise zeigen zu können. Schaut gerne vorbei auf www.vereinpamoja.com und vergesst nicht uns auf Facebook und Instagram zu folgen.
Bis zum nächsten Mal,
Philine